
Arbeitsleben
Mittagspause im Betrieb. Ein Kollege kommt herein. Ich schaue mir seine leicht glänzenden Haare an und frage ihn direkt: „Sind deine Haare fettig, oder hast du sie gewaschen?“.
Die anderen Mitarbeiter lachen, er nicht.
Die beschriebene Szene ist tatsächlich so geschehen. Ich habe Asperger, eine Form von Autismus und ecke öfters im Beruf an. Die Baustelle „Beruf“ stellt für mich für ein großes Problem dar und damit bin ich nicht alleine.
Sieht man die Situation direkt in die Augen: Menschen mit Autismus haben es schwer im Berufsleben Fuß zu fassen. Die Statistiken sind zumindest nicht viel vielversprechend:
65% der Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung arbeiten in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung (WfbM), 30% sind arbeitslos und nur 5% sind auf dem ersten Arbeitsmarkt tätig (Baumgartner et al. 2009, 14 ff.; Gillberg et al. 2010).
Dabei haben Autisten im Berufsleben auch als Arbeitnehmer ihre Vorteile. Sie erledigen ihre Arbeit gewissenhaft und haben ein guten Blick für Details. Mit Routineaufgaben fühlen sie sich wohl und sie sind nicht so schnell gelangweilt. Sie sind zuverlässige, treue Mitarbeiter, auf denen man sich verlassen kann.
Unter den richtigen Bedingungen können autistische Menschen ihre Arbeit mit guten Ergebnissen erledigen.
Doch welche Bedingungen benötigen autistische Menschen?
- Klare Strukturen
Der berufliche Alltag eines Autisten sollte klare Strukturen aufweisen, sonst geraten sie unter Stress. Eine gewisse Vorhersehbarkeit sollte gegeben sein, ein autistischer Arbeitnehmer sollte wissen, was die Woche ansteht. Auch klare Strukturen innerhalb des Unternehmens sollten gegeben sein. Wer darf Arbeitsanweisungen geben, wer ist weisungsbefugt? Was für neurotypische Menschen selbstverständlich ist, sollte den autistischen Menschen klargemacht werden, auch die Hierarchie innerhalb des Unternehmens.
2. Gute Einarbeitung
Eine gute Einarbeitung sollte selbstverständlich sein, ist aber leider nicht immer die Regel. Autisten sollten gut eingearbeitet werden, um sich sicher zu fühlen. Optimal ist auch ein fester Ansprechpartner während der Einarbeitung.
3. Klare Arbeitsanweisungen
Autistische Menschen können schwierig „zwischen den Zeilen lesen“, deshalb brauchen sie explizite Arbeitsanweisungen. Wer ist für was zuständig, wer ist der Ansprechpartner?
„Kannst du das Fenster schließen?“
So kann es sein, dass ein Autist die Frage mit „ja“ beantwortet und nichts unternimmt.
Was soll die Frage auch?
Er kann ja das Fenster ja schließen.
Die implizite Aufforderung, das Fenster zu schließen, würde diese Person dabei nicht verstehen.
4. Richtiges Arbeitsumfeld
Autistische Menschen sind häufig geräuschempfindlich. Deshalb ist ein Büro neben einer Großbaustelle kontraproduktiv. Auch ein Großraumbüro ist eine mittelschwere Katastrophe für einen Autisten, denn sie können die vielen Geräusche und Reize nicht filtern. Tastaturklimpern, das Gespräch vom Kollegen nebenan, das Vogelgezwitscher draußen – für einen Autisten ist ein Einzelbüro oder ein kleines Büro mit einen kleinen Team optimal.
Ein Mensch mit Autismus sollte auch nicht in einem Beruf mit direkten, wechselnden Kundenkontakt arbeiten. Ein Mensch mit autistischen Anteilen kann sich nicht so schnell auf Menschen einstellen und ist dadurch schnell überfordert.
Ein Arbeitsplatz mit festen Kontakten ist besser geeignet.
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